Antwort auf die Google-Rezension von Cyril Kufner vom 6. Juni 2022:

20. Juni 2022

Sehr geehrter Herr Kufner, vielen Dank für Ihre Darstellungen im Rezessionsbereich von Google, zu welchen ich hiermit Stellung beziehen möchten. Dass meine Reaktion so lange auf sich warten ließ, ist der Tatsache geschuldet, dass ich bei der Führung des Deutschen Kanu-Verband e. V. (DKV) um eine Stellungnahme hinsichtlich Ihrer Aussagen gebeten habe. Leider erhielt ich bis heute keine Antwort.

Ich gehe davon aus, dass Sie nicht für den DKV sprechen, auch wenn Sie sich als „(ehemaliger) Referent Gewässerbau…“ ausgeben und würde hier auf die von Ihnen dargelegten Punkte eingehen, bitte Sie aber eine mögliche zukünftige Kommunikation über meine E-Mail (business@kanupark-markkleeberg.com) und nicht über die Google-Rezessionen laufen zu lassen.

Einführend möchte ich mich etwas erstaunt über Ihre Darstellung äußern, schließlich haben wir gemeinsam im September 2015 das Projekt „Kanu-Freestyle-Welle“ im Kanupark durchgezogen. Federführend hierbei waren neben der DKV-Vizepräsidentin Freizeitsport auch der damalige DKV-Referent Freestyle. Bei der Umsetzung des Projekts waren auch Sie zugegen, haben dies aus Sicht des Wasserbaus fachlich voran getrieben und nicht zuletzt durch die Finanzierung des DKV, welche zu einem sehr großen Teil auf Fördermitteln beruht, die Vorzüge einer Wildwasseranlage mit Pumpenbetrieb, im Boot sitzend und in der Freestyle-Welle fahrend, erleben dürfen. Ich erlaube mir aus Ihrem Abschlussbericht vom 29.09.2015 zu zitieren: „Während der Bauphase haben wir viele interessierte Personen angetroffen, welche sich über unsere Engagement gefreut haben und sehr an einer Walze oder Welle sehr interessiert sind.“ (relevant in Bezug auf Ihre Äußerung „geringer Nutzen für die Allgemeinheit“), „Die Referenten bekamen u.a. von Jugendtrainern des Sächsischen Kanuverbandes Zuspruch zum Bau einer Freestyle-Walze. Dieser merkte die positiven Aspekte an, dass er mit seinen Jugendlichen, die hauptsächlich Slalom aber eben auch Freestyle fahren, vor Ort trainieren zu können und nicht extra nach Plattling fahren müssen.“
Das wollte ich nur vorweg darstellen. Sie kennen den Kanupark, baten uns 2015 um Hilfe, welche wir im Rahmen unserer Möglichkeiten gewährten, waren vor Ort, haben die Vorzüge in Anspruch genommen und danken es sieben Jahre später mit einer Google-Rezession, welche z. T. unrichtig und sehr einseitig ist.

Hinsichtlich Ihrer eigentlichen Rezession möchte ich folgende Punkte aufgreifen:

1. Aufforderung an den DKV, Zuwendung zu streichen
Der Bau des Kanupark Markkleeberg wurde mit Fördermitteln des Bundes und des Freistaats Sachsen gefördert. An der Förderung hängt eine Zweckbindung von 25 Jahren, so dass der Eigentümer/Betreiber verpflichtet ist, den Kanupark für das Training des olympischen Kanu-Slalom-Sports bis zum 15.04.2032 zur Verfügung zu stellen. Seitens des Eigentümers/Betreiber gibt es hieran keinen Zweifel, die Förderbedingungen zu erfüllen.
Darüber hinaus wird der Kanupark jährlich im Rahmen der Trainingsstättenförderung des Bundes (ergänzt um Mittel des Freistaats Sachsen) gefördert. Auch hier ausschließlich für den olympischen Kanu-Slalom-Sport. Sollte eine Förderung seitens des DKV nicht mehr gewünscht sein, würde das sicherlich die Schließung des Kanu-Slalom-Bundesstützpunktes Leipzig inkl. dem Wegfall der Trainingsgruppen und Trainerstellen bedeuten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies im Interesse des DKV ist, welcher mehrere Jahre für einen weiteren Standort (neben Augsburg) gekämpft hat. Eine derartige Trainingsstättenförderung gibt es im Übrigen nicht nur für den Kanupark. Vermutlich erhalten alle leistungssportlichen Trainingsstätten, welche die entsprechenden Kaderstrukturen nachweisen können, eine solche Betriebskostenförderung. Das betrifft sodann auch Skisprungschanzen, Schwimmhallen, Bob-Rennschlittenbahnen, Turnhallen, Außensportanlagen, Fußballstadien, Leichtathletikstandorte, Turn- und Kampfsporthallen…
Informationen wie, warum und in welchem Umfang die Institutionen in Deutschland den Spitzenleistungssport fördern, können Sie sicherlich auf den folgenden Webseiten finden:
www.bmi.bund.de/DE/themen/sport/sport-node.html
www.sport.sachsen.de/sportfoerderung-3971.html
www.dosb.de/leistungssport

2. Verhältnis Kosten für Pumpen und Unterhalt zu dem geringen Nutzen der Allgemeinheit
Hinsichtlich diesem Punkt stellt sich die Frage nach der Definition für die „Allgemeinheit“. Der Kanupark Markkleeberg hat sich nicht nur in Bezug auf den Leistungssport in Deutschland etabliert, sondern ist darüber hinaus als touristischer Leuchtturm im Süden von Leipzig auch ein Stück Wirtschaftsförderung für die Region. Nach der Errichtung des Kanuparks haben sich im nahen Umkreis weitere touristische Leistungsanbieter angesiedelt. Mittlerweile werden am Markkleeberger See jährlich weit über 500.000 Gäste begrüßt.
Sollte sich Ihre Definition von „Allgemeinheit“ ausschließlich auf jene Wildwasserpaddler beziehen, welche nicht zu den über die Bundes- und Landesförderung begünstigten Nutzerkreis (Kanu-Slalom) gehören, so ist dies wohl eher ein sportpolitisches Problem der bereits unter Punkt 1 angesprochenen Spitzensportförderung. Alle Nutzer des Kanuparks müssen ihren Beitrag zur Finanzierung der Sport- und Freizeitstätte beitragen. Für die Slalomkanuten übernimmt dies die deutsche Sportförderpolitik.
Mit Ihrer Schätzung der Kosten für den Strom liegen Sie im Übrigen falsch. Die jährlichen Kosten für den Betrieb der Pumpenanlage belaufen sich aktuell zwischen 10.000 und 400.000 EUR. Ich möchte Ihnen dies hier an dieser Stelle jetzt nicht nachweisen, lade Sie ein, mir Ihre Punkte direkt per E-Mail zu senden und ja, gern können Sie Ihre Rechnung näher erläutern.

3. Einordnung von Wildwasseranlagen mit Pumptechnik
Das Pro und Contra von Wildwasserstrecken mit Pumptechniken ist in den vergangenen zwanzig Jahren mehr als einmal diskutiert wurden.
Prinzipiell freuen wir uns im Kanupark über jeden Wildwasserpaddler, der die Vorzüge einer solchen „Pumpwildwasserstrecke“ in Anspruch nimmt. Zu nennen wären hier neben der garantierten Wasserabgabe, der konfliktfreien Nutzung hinsichtlich des Naturschutzes, der sicheren Nutzung aufgrund der Überschaubarkeit der Wildwasserstrecke, der bequemen Nutzung in Bezug auf das Überbrücken der Ziel-Start-Entfernung mittels Bootsförderband oder der möglicherweise günstigen Anfahrt, wenn jemand aus den z. B. nördlich gelegene Regionen anreist.
Natürlich hat das Ganze auch eine Kehrseite und ich gehe davon aus, dass Ihre Anspielungen in erster Linie auf die Nutzungsgebühren abzielen oder die gemeinsame Streckennutzung mit den Schlauchbooten oder die Festlegung von bestimmten Zeiten der Wasserabgabe.
Am Ende soll jeder selbst für sich entscheiden, welches Wildwasser, welche Strecke, welche Umstände, welche Rahmenbedingungen am besten passen. Das Paddeln auf einem Gebirgsbach in den Alpen hat seinen ganz bestimmten Charme, ohne Frage.
Was bei dieser ganzen Diskussion aber ausgeblendet wird, ist der Umstand, das keine Wildwasserstrecke in Form einer „mittelgroßen Anlage“ im Unterhalt kostenlos ist. Das viel zitierte Beispiel, der Eiskanal in Augsburg („Mutter aller künstlichen Wildwassertrecken“ und dieses Jahr mit der Feier zum 50. Olympiabestehen) wird von der Stadt Augsburg aufwendig unterhalten und auch dort müssen Wildwasserkanuten, welche nicht dem Kanuslalombundeskader oder den ansässigen Kanuvereinen angehören (diese Option steht übrigens aktuell zur Diskussion), eine Nutzungsgebühr bezahlen. Oftmals werden kleinere Wildwasserstrecken von Kanuvereinen unterhalten, die dort eine Heimstätte gefunden haben. Sicherlich sehr oft auch im Ehrenamt.
Der größte Unterschied zwischen Wildwasseranlagen in reiner Natur (z. B. in den Alpen), an Wehranlagen (z. B. Eiskanal Augsburg) und den Anlagen mit Pumpentechnik liegt aber in der Garantie der Wasserabgabe. Selbst wenn jetzt alle Slalomkanuten nach Augsburg gehen würden, wäre dort ein permanentes ganzjähriges Training nicht gewährleistet. Der Lech führte in den vergangenen Jahren sowohl im Sommer, aber auch z. T. im Frühjahr (bevor die Schneeschmelze in den Alpen eingesetzt hat), zu wenig Wasser um den Hauptkanal nutzen zu können. Das passiert im Herbst regelmäßig zum Herbstablass, mittlerweile wochenlang in den trockenen Sommern, aber auch im Frühjahr, wenn der Forggensee geflutet werden muss. Das Wasserregime regelt ganz klar die Prioritäten: 1. Sicherung des Wasserdurchflusses durch die Kanäle der Stadt Augsburg, 2. Sicherung des Mindestwasserdurchflusses durch das Wasserkraftwerk am Hochablass, 3. Sicherung der Belange der Wildwasserkanuten. Gern können Sie mal beim Kraftwerksbetreiber LEW nachfragen, was es kosten würde bei Niedrigwasserstand die Prioritäten zwei und drei zu tauschen. Das Problem der Wasserknappheit ist aber nicht nur in Augsburg präsent. Weitere namhafte Strecken in Tschechien oder Frankreich (Pau) liegen im Sommer trocken oder denken über einen Umbau hin zur Pumpentechnik nach (aktuell gibt es da ein Konzept in Prag, in Pau wird bereits im Sommer gepumpt).
Auch die Flüsse in den Alpen sind keine Garanten mehr für unbeschwerten Wildwasserspaß. Neben den naturbedingten Problemen von Hochwasser- bzw. Niedrigwasserständen, der immer stärker werdenden Lobby von Naturschutzverbänden sind es doch insbesondere vermehrt die Pläne zum Ausbau der Wasserkraft, die einzelne Flusspassage oder ganze Flüsse für Wildwasserpaddler unbefahrbar machen oder schon gemacht haben. Ihnen brauche ich das sicherlich nicht erklären. Als Mitinitiator der Facebook-Gruppe „Gewässerbau für den Kanusport“ (www.facebook.com/groups/439801779537224/) listen Sie all diese Probleme ja bestens auf.

Am Ende meiner Ausführungen biete ich Ihnen nochmals an, direkt mit mir in Kontakt zu treten und Thematiken zu besprechen. Wir als Betreiber einer Wildwasseranlage, welche für die Spitzenleistungssport errichtet und vom diesem auch intensiv genutzt wird, welche aber auch einen nicht unerheblichen touristischen Mehrwert für die Region Leipzig bietet, können nicht das Problem der ungleichen Behandlung der unterschiedlichen Kanusparten im DKV lösen. Für den olympischen Sport gibt es eine Förderung, für den nicht-olympischen Leistungssport oder den Breitensport müssen andere Wege der Finanzierung gefunden werden. Da Sie Teil des „Systems“ DKV sind oder waren, ist auch Ihre Expertise hier gefragt. Sollte es interne Unzufriedenheiten geben, bitte ich Sie darüber hinaus diese zukünftig nicht in „Ein-Stern-Google-Rezessionen“ zum Ausdruck zu bringen.

Im Sinne der Satire möchte ich abschließend anfügen, dass ich sehr gerne Fußball spiele. Dennoch bin ich nie auf die Idee gekommen, mal einen Anspruch auf einen kostenlosen Kick in der Allianz-Arena in München zu hegen. Wenn ich allerdings genug Geld hinlege, lassen die Münchner mich vielleicht mal auf den Rasen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft und stets genug Wasser untern Kiel…

Christoph Kirsten (Leiter Kanupark Markkleeberg)